Mannheim KZ Sandhofen: Gegen das Vergessen

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Mannheim KZ Sandhofen: Gegen das Vergessen

Am 27. September 1944 wurde im Gebäude der damaligen Friedrichschule das Konzentrationslager Sandhofen errichtet, in dem 1.060 Häftlinge mehrere Monate leben mussten. Fast alle von ihnen waren polnische Jungen und Männer, die während der Niederschlagung des Warschauer Aufstands im August 1944 von den deutschen Besatzern willkürlich verhaftet und zur Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie nach Deutschland verschleppt wurden. In Mannheim wurden die KZ-Häftlinge von Daimler-Benz zur Zwangsarbeit eingesetzt. Zum 74. Jahrestag der Errichtung des Lagers lud der Verein KZ-Gedenkstätte Sandhofen zusammen mit der heutigen Gustav-Wiederkehr-Schule zu einer Gedenkfeier und Kranzniederlegung für die Opfer ein. 

„Wir gedenken heute der Opfer, die die unmenschlichen Bedingungen des Lagers nicht überlebten, aber auch der Überlebenden, die nach der Auflösung des Lagers in anderen Konzentrationslagern oder auf den Todesmärschen ums Leben kamen oder in den Wochen, Monaten und Jahren nach Kriegsende an den Folgen der KZ-Haft starben“, sagte Bürgermeister Michael Grötsch als Vertreter der Stadt Mannheim. „Diese Gedenkveranstaltung ist ein Ausdruck dafür, dass wir die Geschichte des Nationalsozialismus und die Verbrechen im KZ Sandhofen weder verdrängen noch vergessen wollen, sondern die Erinnerung und das Andenken an die Opfer bewahren. Und dies nicht nur heute, am Jahrestag der Errichtung des Lagers, sondern fortwährend, wie es der Verein KZ-Gedenkstätte Sandhofen seit nunmehr 28 Jahren tut“, fuhr Grötsch fort.
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Die Gedenkstätte in den Kellerräumen der Gustav-Wiederkehr-Schule wurde gegründet, um die Geschichte des KZ-Außenlagers zu dokumentieren, dauerhaft an die NS-Verbrechen zu erinnern und der Opfer zu gedenken. Die Besucherinnen und Besucher sollen zum Nachdenken über gegenwärtige Formen der Ausgrenzung, Diskriminierung und der Missachtung der Menschenrechte angeregt werden. Damit bildet die KZ-Gedenkstätte einen zentralen Ort des Gedenkens an den NS-Terror in Mannheim und ist unverzichtbar für die historisch-politische Bildungsarbeit. Bürgermeister Grötsch dankte im Namen der Stadt Mannheim dem Verein KZ-Gedenkstätte Sandhofen für seinen unermüdlichen Einsatz gegen das Vergessen. Sibille Krappel, Rektorin der Gustav-Wiederkehr-Schule, und ihrem Kollegium dankte er für den offenen Umgang mit der Geschichte dieses Schulhauses. Dem schloss sich Manfred Kern, Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg, an und fügte hinzu: „Ich bin heute nicht nur hier, um den Opfern zu gedenken und den Ehrenamtlichen für diese unschätzbar wertvolle Erinnerungsarbeit zu danken, ich bin heute auch hier, um mich gemeinsam mit Ihnen dieser Aufgabe des Erinnerns zu stellen.“ 

Obwohl Zeitzeugen von der Existenz des KZ Sandhofen wussten, setzte mit Kriegsende eine lang währende Phase des Verdrängens und Vergessens ein. Es waren Mitglieder des Mannheimer Stadtjugendrings, die sich Ende der 1970er Jahre im Verbund mit anderen Organisationen und Einzelpersonen für eine Aufarbeitung und dauerhafte Erinnerung an die Geschichte des Lagers und dessen Opfer einsetzten, wobei es einige Widerstände in breiten Teilen der Stadtgesellschaft zu überwinden galt. Über die nähere Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der Gedenkstätte sowie der Gedenktafeln am Schulgebäude berichteten Mike Cares, ehemals Stadtjugendring Mannheim e.V., und Dr. Peter Koppenhöfer, KZ-Gedenkstätte Sandhofen. Schülerinnen und Schüler der Gustav-Wiederkehr-Schule unterstrichen, was die Grundpfeiler eines friedlichen Zusammenlebens sind: Freundlichkeit, Toleranz und Respekt. Mit künstlerischen Darbietungen untermauerten sie, was jedem bewusst sein sollte: Wir müssen uns unermüdlich dafür einsetzen, dass sich etwas Vergleichbares niemals wiederholen wird. Denn Hass führt nirgendwohin.
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