Syrien Idlib-Offensive: Externe Akteure in Lauerstellung

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Das Regime in Damaskus und Russland haben die Angriffe auf das letzte große Rebellengebiet in Syrien begonnen. Die Offensive in Idlib könnte nicht nur zu heftigen Kämpfen vor Ort, sondern - im Fall eines Giftgaseinsatzes - auch zu einer militärischen Konfrontation zwischen Russland und Nato-Staaten führen. Lässt sich die Eskalation noch verhindern?

Reines Machtspiel zwischen USA und Russland

In Deutschland wird diskutiert, ob die Bundeswehr in Syrien eingesetzt werden sollte, wenn es dort zu Giftgasangriffen kommt. Die taz ist strikt dagegen:
„Auch die jetzige Debatte wird im Zweifel weder Assad noch die Nusra-Front davon abhalten, Chemiewaffen einzusetzen, wenn sie sich davon einen Vorteil erhoffen. Schon lange bevor die USA behaupteten, Assad bereite einen weiteren Chemiewaffenangriff vor, hatte Russland behauptet, Kenntnisse über ebensolche Aktivitäten der Islamisten zu besitzen. Beide Behauptungen sind Teil eines Propagandakrieges, der nur verdeckt, was tatsächlich vor Ort passiert. Russland will einer Delegitimierung seines vorgeblichen 'Antiterrorkrieges' vorbeugen, Trumps Militärs wollen demonstrieren, dass sie in Syrien auch noch eine Rolle spielen. Warum sollte sich die Bundeswehr an Machtspielen beteiligen, die den Menschen in der Region nichts nützen?“ https://www.eurotopics.net/kurz/5vj

Moskau muss Teheran und Damaskus bremsen

Radio Kommersant FM ruft Russlands Führung angesichts der Gefahr einer internationalen Eskalation in Idlib zur Besonnenheit auf:
„Moskau könnte versuchen, die Hitzköpfe in Damaskus und Teheran zu überzeugen, sich zurückzuhalten und hauptsächlich die radikalen Dschihadisten zum Angriffsziel zu nehmen und jene zu schonen, die die Türkei als ihre Verbündeten betrachtet und für die sie bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. ... Damit vermeidet man einen Massenexodus von Flüchtlingen, den die Türkei und die EU so fürchten. Militärisch gesehen ist dies natürlich nicht die beste Lösung. ... Aber manchmal müssen politische Überlegungen über militärischen stehen. Erst recht, wenn das Risiko einer globalen Verschärfung so groß ist, dass die Lage außer Kontrolle geraten kann. Dann muss man elementar Zeit gewinnen.“ https://www.eurotopics.net/kurz/5vi

Residents of Idlib province flee toward the Syrian-Turkish border amid ongoing attacks by Russia and regime forces, Sept. 10.

 Um humanitäre Fragen geht es nicht mehr


In Idlib verfolgen alle Staaten mit Ausnahme der Türkei eigene Interessen, beklagt Daily Sabah:
„Russland, Iran und die USA haben mittlerweile in Bezug auf die Krise nur noch strategische Belange, und keiner der drei Akteure sorgt sich um humanitäre Fragen. Iran und seine Stellvertreter - die pro-iranischen Milizen, die Hisbollah-Militanten und das Assad-Regime - begehen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, indem sie unschuldige Zivilisten töten. Der Iran hat das Assad-Regime unterstützt, und trägt deshalb Mitverantwortung an dessen Kriegsverbrechen. Durch die Stationierung von tausenden Truppen vor Ort ist der Iran der am stärksten involvierte Staat in dieser Krise und hält Syrien für die größte Festung seiner Regionalpolitik.“ https://www.eurotopics.net/kurz/5vk

Westen hat keine Antwort

Der Handlungsspielraum der westlichen Länder in Idlib ist nicht sehr groß, fürchtet der Nahostexperte Ihor Semywolos in Apostroph:
„Viel wird von den Amerikanern, von Trump abhängen. Wenn bei Trump oder im Pentagon plötzlich genügend Argumente auftauchen, eine Serie von Militärschlägen zu starten, und nicht nur einen, dann könnte sich die Situation in gewissem Maße ändern. Wenn die Assad-Leute dann die Offensive stoppen, dann würde das faktisch das Scheitern der Operation bedeuten. Die Frage ist, inwieweit die westlichen Verbündeten zu solch einer Antwort in der Lage sind. Ich habe keine Antwort darauf und ich fürchte, sie haben diese auch nicht.“ https://www.eurotopics.net/kurz/5vl

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